Die Grabkapelle in Lippitzbach wurde 1864 durch den Münchner Architekten J. G. Berlinger für Ferdinand Graf Egger und seine Gattin Nothburga, geborene Gräfin Lodron-Laterano errichtet. Die Grafen Egger, eine bedeutende Gewerkenfamilie, übernahm 1791 das seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bestehende Hammerwerk in Lippitzbach, das sich in der Folge zum einzigen Blechwalzwerk Österreichs entwickelte. Gräfin Nothburga (=1884) erteilte Anfang der 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts den Auftrag zur Errichtung dieser Grablege für ihren 1860 verstorbenen Gatten, die schließlich 1867 durch den Fürstbischof von Gurk, Valentin Wiery, eingeweiht wurde.
Die westliche des ehemaligen Industrieareals im Wald gelegene Kapelle ist über annähernd quadratischem Grundriß mit eingezogener polygonaler Apsis (5/8 -Schluß) erbaut. Der in Backsteinmauerwerk errichtete Bau mit Satteldach wird außen durch die Ausführung der verschiedenen Architekturelemente wie Dachsims, Portalrahmung und Glockentürmchen in unterschiedlichen Steinarten akzentuiert.
Die Hauptfassade im Osten wird dominiert von einem gedrückten Spitzbogenportal, dem darüberliegenden kleinen Rundfenster mit Vierpaßmaßwerk und dem in dieser Achse angebrachten Glockentürmchen. Dieses gleichsam flankierend sind zwei fialenartige Türmchen am Dachansatz über den Fassadenecken postiert. Über dem Rundbogenfenster ist eine kleine gräfliche Krone und seitlich davon jeweils eine Wappenkartusche mit den Wappen der Grafen Egger und der Gräfin Lodron-Laterano appliziert. Das mit einer zweifarbigen profilierten Steinrahmung versehene Portal mit schulterbogenförmiger Türöffnung besitzt ein Tympanonrelief mit der Darstellung der Auferstehung Christi.
Das Relief zeigt im Vordergrund die vollplastisch ausgeführte, von zwei Engeln flankierte Figur Christi und im Hintergrund als Relief zwei Soldaten. Auf dem Tympanonrahmen der auf die Darstellung bezugnehmende Vers aus dem Johannesevangelium (Kapitel XI, Vers 25). Die hölzernen Türblätter besitzen gotisierende Beschläge und jeweils eine spitzbogige Öffnung mit Gitter. Die Wände des kreuzrippengewölbten Inneren sind durch profilierte Blendbögen gegliedert. An der Nord- und Südwand des Langhauses jeweils ein spitzbogiges Fenster mit Maßwerk und Resten der ursprünglichen bunten Verglasung. In den Blendbögen seitlich der Altarmensa die hochrechteckigen Grabsteine von Ferdinand Graf Egger und seiner Gattin Nothburga.
Im Langhaus sind zwölf runde Apostelkreuze aus Terrakotta-Maßwerk angesetzt, die auch als Befestigung für die Leuchter dienten. Marmorfußboden. Im Tympanonbereich des Portals befindet sich eine Inschrift, die die Auftraggeberin und Widmung sowie den ausführenden Architekten der Kapelle nennt. Das Kreuzrippengewölbe besitzt einen Schlußstein in der Art der Apostelkreuze und zeigt ebenso wie die Wände eine neugotische Ausmalung in z. T. floraler Schablonenmalerei. Von der ursprünglichen Ausstattung, die laut Inventar aus dem Jahre 1879 einen "kunstvoll geschnittenen Altar mit vergoldeten Rändern und dem Bild des Heiland" - das sich als Rest des Altares in Verwahrung befindet -, 6 kunstreich geschnitzte Sitzbänke, eine vergoldete Lampe für das Ewige Licht und eine heute noch vorhandenes marmornes, polygonales Weihwasserbecken mit Maßwerkornament und zwölf Leuchter umfaßte, ist in der Kapelle nichts mehr vorhanden, zum Teil sind die Objekte aber in Verwahrung.
Die am Rand der kleinen Industriesiedlung Lippitzbach gelegene Grabkapelle des Ferdinand Graf Egger und seiner Gattin Nothburga ist einerseits ein wichtiges historisches Dokument für die große Vergangenheit dieser Region und einer der bedeutendsten Gewerkenfamilien Kärntens. Sie stellt aber auch als einer der frühesten neugotischen Bauten in diesem Bundesland eine architekturhistorische Besonderheit dar, sosaß eine geschichtliche, künstlerische und kulturelle Bedeutung gegeben ist, die ein öffentliches Interesse an der Erhaltung rechtfertigt.
Nach vielen Jahren der Restauration, konnten viele der bereits zerstörten Objekte rekonstruiert, beziehungsweise renoviert werden. Einige dieser Objekte wären: die Glasfenster, die aus Terrakotta-Maßwerk bestehenden Apostelkreuze, der Altar, die Sitzbänke, die Ausmalung, das polygonale Weihwasserbecken und vieles mehr.
Literaturangabe
(1) Beschreibung der Kapelle durch das BDA vom 12. März 1990; Stellung unter Denkmalschutz GZ:12.382/1/90