Den Mitbürgern und Freunden
des Ortes Lippitzbach
gewidmet!
Vorwort
Die Geschichte unseres Ortes reicht bis mitten in die Gegenwart. Die noch erhaltenen Gebäude sind noch immer jene Bauten die unsere Vorfahren errichtet haben. Mögen auch inzwischen Mauern eingerissen und Häuser verschwunden sein so zeigen die noch verbliebenen Reste von der einstigen Größe dieses Standortes der Eisenindustrie im Kärntner Unterland. Möge dieses Buch dazu beitragen, das Interesse an der historischen Vergangenheit dieses Ortes in der Gemeinde Ruden zu wecken und in allen unseren Gemeindebürgern das Bewusstsein wachrufen, welch geschichtliches Kleinod sich in unserer Gemeinde befindet.
Josef Jakab
Die Entwicklung des Ortes
Die Wasserkraft des hier in die Drau einmündenden Lippitz.- und Wölfnitzbaches wurden schon relativ früh für industrielle Zwecke genutzt. Bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts betrieb der Genuese Babist Magguzon in Lippitzbach ein Hammerwerk, das 1696 vom Gewerken Georg Siegmund Christallnigg übernommen wurde. Johann Josef Freiherr von Kronthal, Pfleger zu Griffen der Herrschaft Weissenegg, kaufte 1770 ein Hammerwerk in Feistritz in Rosental. Unmittelbar danach richtete er ein Ansuchen an die Hofkammer, um die Gerechtsame für den Lippitzbach. Dieser Bach war besonders geeignet, da er einen gleichmäßigen Pegelstand aufwies und auch eisfrei war.
MICHAEL LIPPITZ besaß damals die Lippitzhube samt einer Mautmühle, Säge, Schmiede, Überfuhr und Tafernrecht, als herrschaftlicher Griffener Untertan. 1761 übernahm sein Schwiegersohn FLORIAN FEIN dieses Lehen. Hier wollte Herr von Kronthal das Hammerwerk bauen. Als Entschädigung zahlte er FEIN 28fl. (Gulden ) jährlich. 1771 wurden ein neues Hammerhaus mit einem Wallaschhammer mit 2 Feuern und ein Bratfeuer, 4 Zeinhämmern mit 4 Feuern, 10 Drahtzangen, 1 Blechhammer und 6 Nagelschmiedfeuern mit 30 Stöcken errichtet. Zwecks Holzkohlenbeschaffung wurde 1778 ein Vertrag mit Graf Orsini Rosenberg abgeschlossen. 1791 wurde auch ein Vertrag mit ANTONIO SPIGHETTI aus Triest abgeschlossen, wonach sich dieser verpflichtete, alle erzeugten Eisenwaren abzunehmen.
Trotzdem scheint sich Kronthal nicht hinausgesehen zu haben, denn am 30. Oktober des Jahres 1791 verkaufte er das Werk Lippitzbach sowie auch den stillgelegten Mühlgrabener Hammer bei Völkermarkt samt allen Realitäten um 45.00,- Gulden an GRAF MAX THADDÄUS EGGER. Graf Egger war, als er Lippitzbach kaufte, bereits 57 Jahre alt und besaß in Kärnten ausgedehnte Besitzungen. Um den Brennstoff (Holzkohle) für die Verhüttung des Erzes zu sichern, wurden die Güter Griffen und Weissenegg um 153.000,- Gulden erworben. Die alten Werke wurden aufgelassen, stattdessen entstanden neue Probieröfen, Walz- Schneidewerke.
Damit begann nun die Zeit der großen Entwicklung für Lippitzbach. Graf Egger berief die englischen Sachverständigen Thomas Lightowler und E.W. Sheffield und schritt, von ihnen beraten, zur Ausstattung des Werkes. Zunächst sollte ein Walzwerk errichtet werden. Dazu erhielt er am 10. Mai 1793 die Bewilligung. Lightowler übernahm die Aufstellung des Walz- und Schneidewerkes, Sheffield den technischen Teil der Ausrüstung. Es wurden nun Öfen zur Erzeugung englischen Gussstahls und englischen Weißbleches aufgestellt und außerdem eine Feilenhauerei eingerichtet.
Bald aber zeigte es sich, dass die Stahlöfen, die Feilenhauerei und das Eisenschneidwerk nicht rentierten und man ließ sie daher wieder auf. Dafür verlegte man sich auf die Blecherzeugung. 1800 betrug die Schwarzblecherzeugung in Lippitzbach bereits im Jahre an die 600 Meiler, wovon ein Teil der Bleche im Mühlgraben bei Völkermarkt hergestellt wurde. Zu 600 Meilern Blech brauchte man 712 Meiler Flammeisen. Da das eigene Werk nur 408 Meiler Flammeisen erzeugte, mussten 304 Meiler fremdes Eisen, und zwar von Gurk, bezogen werden. Der Meiler St. Salvatoreisen stellte sich bis Lippitzbach auf 93 fl (Gulden) 30 Kreuzer, der Meiler Dickmannschen Eisens auf 97 fl 30 Kreuzer. Der jährliche Gewinn aus der Blecherzeugung belief sich auf rund 22.000,- fl. Der Personalaufwand betrug 1800 in Lippitzbach 33 Mann. Graf Ferdinand Egger rief am 1. Jänner 1803 in Lippitzbach ein Pensionsinstitut für Blecharbeiter ins Leben, das für die damalige Zeit als mustergültig angesehen werden konnte. Anspruch auf eine Pension hatten alle Arbeiter, die wegen Alters, Krankheit oder Unfalls nicht mehr imstande waren zu arbeiten.
Die Pension betrug zwei Drittel des Aktivbezuges, bei Frauen nicht mehr als die Hälfte, außerdem mussten sie zehn Jahre verheiratet gewesen sein. Wer freiwillig aus dem Dienst trat, verlor den Anspruch auf eine Pension, ebenso die Witwen, wenn sie sich wieder verehelichten. 1817 wurde die erste Schule gegründet. Die Kinder der Werksangehörigen brauchten nichts zu bezahlen, fremde Kinder 40 Kreuzer im Monat. Der Lehrer entstammte dem Soldatenstand und bekam 12 Gulden im Monat und freie Station. Bisher hatte man in Lippitzbach nach der Schicht, also mit der Entlohnung nach der Arbeitszeit gearbeitet.
Durch die Umstellung auf Gedinglohn, also auf Leistungslohn, wurde die Erzeugung auf 100 Meiler pro Jahr erhöht. Die Bleche gingen zum größten Teil über Krain nach Italien und den Balkan, teilweise aber auch nach Wien. Dazu benutzte man bis Marburg Plätten und von dort beförderte man die Waren per Achse nach Wien. Der GEBURTSTAG der WEISSBLECHFABRIK in Lippitzbach war der 23. JULI 1807, an welchem Tage der Grundstein des vorläufig einzigen BLECHWALZWERKES in ganz ÖSTERREICH gelegt worden war.
Das Zinn bezog man aus England.
Die französische Invasion im Jahre 1809 brachte Lippitzbach schwere Schäden. Die Franzosen drohten, das Werk in Brand zu stecken, wenn man ihnen nicht sofort vier Reitpferde oder dafür 4000 fl auslieferte. Man gab ihnen den Inhalt der Fabrikskasse im Betrage von 1463 fl, der Verweser Vigeter dazu seine goldene Uhr und sein Reitpferd. 1812 mussten wegen schlechten Absatzes 50 Prozent der Arbeiter entlassen werden und der Lohn wurde in eine feste Beziehung zum Roggenpreis gesetzt, somit eine Art gleitenden Lohnes eingeführt. Schwer litt der Betrieb auch dadurch, dass man Holzfäller zum Militär einzog.
Dies vollzog sich in Form regelrechter Treibjagden. Wenn die Rekrutierungs- kommission erschienen war, schliefen die Holzknechte nicht mehr in ihren Hütten und verbargen sich in den Wäldern. Kam der Landrichter mit den Flurjägern zu den Hütten, so trafen sie niemanden an oder nur militäruntaugliche Leute. In einem Bericht aus dem eggerschen Archiv wird nun geschildert, dass sich die Flurjäger in der Hütte verbargen. Als die Holzfäller am Morgen zur Hütte kamen, in der Meinung, die Kommission sei bereitsabgezogen, stürzten die Flurjäger heraus, um die Knechte zu fassen. Diese ergriffen neuerlich die Flucht und durch nachgesandte Schüsse wurden einige von ihnen verwundet. Als man der Gewerkschaft von Seiten der Kommission deshalb Vorwürfe machte, entgegnete man, wenn die Ankunft der Kommission vorher gemeldet worden wäre, wäre es möglich gewesen, ihr die Holzknechte in die Hände zu spielen.
Aus 1821 liegt ein Industrialausweis vor, dem wir folgende Daten zur Illustration der Lippitzbacher Produktion entnehmen:
Schwarzblecherzeugung | 357.693 Pfund |
Reifeisen | 114.185 Pfund |
Zinnverbrauch | 8.780 Pfund |
Weißblecherzeugung | 61.460 Pfund |
Gesamtwert der Produktion | 286.478 fl 52 Kreuzer |
Hatte bisher Lippitzbach in der Produktion von Blechen, insbesonders von Weißblech, die unumstrittene Alleinherrschaft in Kärnten gehabt, so sollte dies bald anders werden. In einem Bericht an das Oberstbergmeisteramt aus dem Jahre 1821 heißt es diesbezüglich, es sei bekannt, dass Graf Egger durch kostspielige Reisen ins Ausland und durch Heranziehung englischer Praktiker, durch vielfältige teure Proben und bedeutenden Geldaufwand als erster in der Österreichischen Monarchie ein Blechwalzwerk aufgerichtet und einen Fabrikationszweig gegründet habe, der dem Staate zum Vorteil und zur Ehre gereiche. Nunmehr aber werde dieser Fabrikationszweig von anderen nachgeahmt. Man finde nun alles leicht und es erginge dem Grafen nicht anders als seinerzeit dem Columbus. Aber man sei sicher, dass die Staatsbehörde die Verdienste des Herrn Grafen anerkennen würde.
Das Werk Lippitzbach benötige zur Herstellung der Walzen eines gewandten Formers, über den es nicht verfüge, und man ersuche daher, einen seiner jungen Angestellten nach Gußwerk (bei Maria Zell) entsenden zu dürfen, der dort auf einige Wochen auf Kosten des Grafen die entsprechende Ausbildung erfahren sollte. Ein gefährlicher Konkurrent von Lippitzbach war das Blechwalzwerk des B. Wodley im Gitschtal. 1817 wurde der Eggersche Zimmerpolier Hribernigg verdächtigt, Eggersche Fabriksgeheimnisse an Wodley verraten zu haben. Unausgesetzt war man in Lippitzbach bemüht, das Weißblech zu verschönern und zu verbilligen. Man beizte mit Holzsäure, sott es nach schlesischem Vorbild in Holzsäure 2 bis 3 Stunden und nachher in Vitriol, um es durchzubeizen. Durch diese Prozedur löste sich das Zinn nicht mehr vom Eisen.
In den Zwanzigerjahren setzte eine Absatzstockung ein, über die Inspektor Grundner von Lippitzbach ausführlich berichtete. Sein Schreiben ist, vom nationalökonomischen Standpunkt aus betrachtet, sehr interessant, da aus ihm die unabdingbare Eigengesetzlichkeit der Wirtschaft hervorgeht, die in ähnlichen oder gleichen Zeitverhältnissen folgerichtig ähnliche oder gleiche Erscheinungen zeigt. Grundner rügte in seinem Schreiben unter anderem einige Fehler, die in Lippitzbach gemacht wurden. So seien seit einiger Zeit manche Blechtafeln hart und spröd und beim Schneiden von ungleicher Breite. Durch die zu starken Bänder sei ein Gewichtsverlust zu verzeichnen. Wodley liefere ein Doppelblech, das bedeutend größer sei als das Lippitzbacher. Das Weißblech sei mitunter zu mager verzinnt, auch auffallend blau gegenüber den Erzeugnissen von Neuber in Krems bei Voitsberg. Lippitzbach mache zu wenige Neuerungen, um dem Geschmack der Welt zu begegnen. Was den Absatz betreffe, so seien in Wien an die 20 Eisenhändler, drei in Neustadt und einer in St. Pölten, deren mehrere in Graz.
Die soliden Händler verkauften ihre Waren derzeit ohne ordentlichen Gewinn, lieber weniger als die schwachen Händler und Anfänger, die um jeden Preis losschlagen. Der Absatz nach Ungarn sei seit einiger Zeit sehr unsicher, es gäbe lange Wartefristen mit der Bezahlung, Börsengeschäfte seien derzeit auch einträglicher und außerdem gäbe es viele Konkurse. Grundner schließt seinen interessanten Bericht mit folgenden Worten: "Es liegt nicht in unserer Macht, die früheren glänzenden Zeiten wieder zurückzurufen, aber wir müssen das Möglichste tun, um größeres Übel zu verhüten und mit unseren Rivalen gleichen Schritt zu halten. Unerlässlich ist eine Reise des Werksdirektors auf alle Walzwerke in der Steiermark und Österreich, um sich von allen Neuerungen ein Bild zu machen und Brauchbares nach Lippitzbach zu übertragen. Die noch immer hohen Erzeugungskosten müssen herabgesetzt werden.
Das Ausbringen spröden Bleches ist zu verhindern und die früher gelobte Weichheit der Bleche ist wieder herzustellen. Ebenso die blaue Verzinkung abzustellen. 1823 verursachte ein Hochwasser der Drau am 16. Oktober im Werk Lippitzbach große Schäden. Das Wasser floss 1 Schuh hoch bei den Werksfenstern aus und ein, Holz wurde in großen Mengen weggeschwemmt, das große Schiffseil der Überfuhr musste abgehackt werden und die lagernde Ware wurde verschlammt. Die Flammöfen waren bis zu den Wölbungen ganz durchnässt und mussten allmählich getrocknet werden. Das Werk lag durch einige Wochen völlig still und der Schaden ging in die Tausende von Gulden.
1828 unternahm Werksverweser Scheließnigg eine Reise durch Österreich und berichtete von seinen Ergebnissen. Derzeit müsse man alles auf Borg verkaufen. Der Absatz an Schwarzblech sei auch deswegen so gering, weil in letzter Zeit so viele Walzwerke entstanden seien, die alle in Wien zu verkaufen suchten. Neuber in Voitsberg beherrscht den Grazer Markt und greife auch auf Kroatien über, Leoben und St. Egydi (im Traisental) lieferten nach Wien. Böhmen und Mähren, die früher in Wien einkauften, haben nun ihre eigenen Werke. Esterlein in Lilienfeld habe ein ganz kolossales Walzwerk errichtet. Auch die Gebrüder Rosthorn werden dieses Jahr fertig mit dem Bau eines solchen Walzwerkes und sie haben den Vorteil der größeren Nähe von Wien.
Sie haben auch geringere Regien, weil sie ohne Verweser arbeiten und ihre Handlungsgeschäfte selbst besorgen. Wohl nehme das Lippitzbacher Blech in Punkto Qualität den ersten Rang ein, aber sonst sei es viel zu hart. Die neue Verzinnung habe sich gut bewährt und mache die englische ganz entbehrlich, nur der bläuliche Ton wird beanstandet. Das böhmische Blech ist zwar sehr holprig verzinnt, jedoch sehr weiß und nimmt eine schöne Politur an. Es kostet auch nur 93 fl und ist sehr beliebt. 1829 unternahm Scheließnigg eine Reise nach Tirol und nach Italien. Auch darüber legt er einen Bericht vor. Der Handel mit Wien habe durch die steirische und niederösterreichische Konkurrenz nahezu ganz aufgehört. Für Lippitzbach bleibe nur das Vene- zianische, die Lombardei, Toskana, Neapel und der Kirchen- staat der wichtigste Abnehmer.
Doch habe es auch dort seine Schwierigkeiten. 1. müsse man sich bereit erklären, die Ware bis nach Venedig franco zu liefern; 2. müsse man mit einem dreimonatigen Respiro einverstanden sein, gerechnet von der Ankunft der Ware im Magazin des Kaufmannes. Da nun der Transport oft zwei bis drei Monate dauere, müsse der Lieferant oft vier bis fünf Monate auf sein Geld warten. Lippitzbach erzeugte neben Schwarz- und Weißblech auch Reifeisen, Blattfedern und Fassreifen, die besonders in Italien abgesetzt werden konnten. Zur Einsparung des jährlich kostbarer werdenden Holzes versuchte man 1829 in Lippitzbach zwei Flammöfen auf Steinkohlenfeuerung umzustellen.
Die Steinkohle bezog man aus dem Bezirke Bleiburg. Scheließnigg nennt nicht den Ort, aber wahrscheinlich war es Filippen. Weiters wurde im Bereich von Maria Rojach im Lavanttal ein kleiner Braunkohleschurf betrieben, welcher im Jahre so um die 500 bis 700 Zentner lieferte. Von 1828 liegt ein Verzeichnis der an das Lager in Klagenfurt abgelieferten Waren mit ihren Preisen vor, deren Gesamtwert 40.582 Gulden beträgt. 1834 erklärt Scheließnigg, dass die Schwarzblecherzeugung nach ihrem Ertrag nicht mehr Hauptsache sei, sondern ein Nebenartikel werden soll. Ein Hauptmangel sei die Abhängigkeit Lippitzbachs vom Eisen fremder Gewerkschaften.
Es solle künftig mehr Steinkohle bei den Flammöfen verwendet werden; das neue Stabeisenwerk müsse bis Ende des Jahres zur Erzeugung gewisser Sorten fertig sein, umso mehr, als Graf Lodron- in Gmünd mit einem solchen Werk bereits zuvorgekommen sei. 1835 erhielt Lippitzbach eine Veränderung seiner Konzession, und zwar für 2 Eisenzerennfeuer mit Schlag, 1 Bratfeuer für Holzkohle, 1 Schweißofen mit einem Grobwalzwerk, 2 Paar Walzen, 1 Splanithammer zur Erzeugung von Schwarz, -und Weißblech, Federn aus Stahl und geschnittenem Eisen. Im gleichen Jahr erstattete Scheließnigg einen Bericht im Ausschuss des Industrievereines "Über Kärntens Montanindustrie und Versuche in der Erzeugung von Eisen". Er befürchtet darin, dass der augenblicklich günstige Zustand nicht lange dauern werde, und den Gewerken, weniger auf große Erzeugung als auf die Güte der Ware zu sehen, ein Ausweg, um den Engländern Trotz zu bieten.
1836 betont der Inspektor in einem Voranschlag, dass das Vorurteil gegen das gewalzte Stabeisen beseitigt werden müsse, das durch das Buddlings- Eisen im Handel neue Nahrung gefunden habe. Nach dem bisherigen Gang sei die Erzeugung von Weißblech am vorteilhaftesten, nur müssten noch Einsparungen beim Frischen eintreten. Am 3. September 1837 wurde in Lippitzbach ein Denkmal für Max Thaddäus Egger aufgestellt (das aber die Jahreszahl 1836 trägt), eine Büste aus Eisenguss von Professor Schaller. Die gleiche Büste kam auch in den Park von St. Georgen am Längsee. Dem dabei veranstalteten Fest wohnten der jubilierte Inspektor Dr. Josef Rabitsch und der verdienstvolle Dickmannsche Hüttendirektor Paul Hauser bei, aus der Zeit des gefeierten Grafen auch der Werkmeister Stefan Milack.
Auf der Gewerbeausstellung in Wien 1835 erhielt das Werk Lippitzbach die silberne Medaille, "weil es seit so vielen Jahren mit zunehmender Ausdehnung den Betrieb erhalten und immer von guter Qualität produzierte". Das Werk erzeugte 1836: 4724 Zentner Hammereisen, 2863 Zentner Schwarzblech, 4527 Zentner verschiedenes Walzeisen, Fassreifen und Federn, zusammen 12.114 Zentner, und 541 Kisten Weißblech nebst 18 Kisten Schwarzzenglerblech. Es beschäftige 92 Arbeiter, hatte einen Betriebsfond von 100.000 Gulden C.M, von dem außer 5692 Gulden für englisches Zinn alles im Lande blieb. Besonders lobend hebt Scheließnigg die Weißblechfabrikation hervor, in deren nächsten Nähe das Denkmal steht. Er schreibt, Max Thaddäus könnte, wenn es möglich wäre, nur die Hand ausstrecken, um sich zu überzeugen, dass die ihm so am Herzen gelegene Fabrik ein dem englischen gleichstehendes Produkt erzeuge.
In jenem Jahre ließ Scheließnigg in Lippitzbach zahlreiche Versuche über das Frischen mit warmer Luft vornehmen, deren Ergebnisse aber nicht völlig befriedigend waren. Eine Anfrage der Bezirksobrigkeit Weißenegg, ob das dem Grafen Ferdinand Egger am 24. November 1837 erteilte Privilegium auf eine Erfindung zur Erzeugung von gerifften und canelliertem Schwarzblech auch wirklich ausgeübt werde, wird bejahend beantwortet und bemerkt, dass das neue Zimmermannshaus ganz mit solchem Blech eingedeckt sei. Bei der Gewerbeausstellung in Klagenfurt 1838 war Lippitzbach hervorragend vertreten und wurde dort mit der goldenen, der silbernen Medaille und einem Anerkennungsdiplom ausgezeichnet. 1839 wird das neue große Walzwerk vollendet, eine Änderung der Diensteinteilung durchgeführt und danach dem Oberverweser Vigeter das Weißblechwalzwerk mit der Weißblechfabrikation zugewiesen, dann der Betrieb der Kohlenbergbauten (Oberloibach) und die Leitung der Holzschläge.
Bei Versuchen und Bauplänen hatte ihn Verweser Kazetl zu unterstützen. In diesem Jahre schrieb Scheließnigg eine Abhandlung "über die Zustände der Montan Industrie Kärntens 1838". Er verweist darin auf die schwäbische Kleinfrischmethode und den verbesserten Buddlingsprozess mit Holz. 1840 erwarb Graf Egger ein Privilegium für die Erzeugung grober Drähte, die im Handel unter dem Namen Strafeline, Strafella und "Bordia" gehen. Sie werden statt wie bisher mittels Stoßzange mit einer eigenen Vorrichtung erzeugt, verlieren die hässlichen Zangenbisse und ersparen 50 Prozent an Kraft.
Andererseits waren diese Zangenbisse ein beachtetes Zeichen für die Abstammung der Waren. In den vorliegenden Akten fehlen nun die Jahre bis 1843. Das folgende sind Berichte der Verweser an den Inspektor. die Antwort liegt manchmal in Abschrift bei. fehlt aber meist da die Angelegenheiten mündlich erledigt wurden. Urteile über die Lage des Eisenmarktes sind nun nicht mehr zu finden, ebenso auch keine Angaben über erzeugte Mengen und Preise. Die ursprüngliche einfache Werksanlage war im Laufe der Jahre sehr vergrößert worden. Die Walzwerke wurden derart überbaut, dass sie doppelte Kraft äußerten. Es wurde ein zweiter Wallashammer für Holzfeuerung und zwei Frischfeuer aufgestellt.
Von den einstigen Bauten Kronthals war um 1837 nur noch ein Stein- tisch am Wohnhaus vorhanden. 1843 wurde ein Puddlingswerk mit einem besonders konstruierten Gasofen in Betrieb gesetzt. Die Heizung erfolgte mit gedörrtem Holz. 1 840 kam William Baildon nach Lippitzbach, geboren 1815 zu Stessen in Mähren als Sohn des Erbauers des ersten Buddelofens in Deutschland, nach dem auch die Baildon Hütte in Breusisch Schlesien benannt war. Nach den Berichten von Scheließnigg führte er die Verwaltung von Lippitzbach selbständig.
1843 beklagt sich Baildon über schlechte Gußware von Brückel, auch über das Roheisen für den Buddelofen, der deshalb 12 Prozent Calo gebe. 1844 kommen Klagen über schlechtes Roheisen von Lölling und wiederholte Brüche von Rädern infolge falscher Konstruktion. Der Verwalter strebte 1845 Einsparungen durch ein ausgedehntes Akkordsystem an. Die Walzen waren schlecht, mussten alle acht Tage abgedreht werden, man wollte in Gleiwitz welche bestellen und dachte auch an einen Bezug aus England. 1845 oder knapp vorher dürfte das Weißblechwalzwerk der englischen Konkurrenz erlegen und eingestellt worden sein. Rosiwal bemerkt in seiner 1856 erschienenen "Geschichte der Eisenindustrie in Kärnten", dass 1845 im Gebäude des Blechwalzwerkes ein Ofen aufgestellt wurde. 1846 wurden aus Frantschach Frischarbeiter zum Anlernen ausgeliehen, deren Leistungen aber nicht entsprachen. Neuerliche Klagen über die Gleiwitzer Walzen folgen. 1847 tritt Mangel an Roheisen ein, wegen Still- standes des Hochofens von Eberstein.
Auch Not an Arbeitern wird beklagt, denn diese gehen lieber zu den Bauern, "wo sie wenigstens Kost erhalten". Eine Teuerungszulage wird wieder nötig. Das Grobstreckwerk wird abermals umgebaut und geht nun sehr gut. Der Verwalter hat die nahe Ottitschhube gekauft und nimmt die Lippitzhube in Pacht, die er durch seine Frau bewirtschaften lässt. 1848 wird ein neues Gebläse eingesetzt und kommt ein Doppelofen in Gang. Über die allgemeinen Ereignisse berichtet Baildon:"Wie ich höre, gehen jetzt Abgeordnete herum, welche zu einem Slowenischen Königreich auffordern. Der ehemalige Gewerke von Hohenmauten, Jäger, ist als solcher gegenwärtig in Drauburg, lässt dort viel Geld aufgehen und hat sogar seinen Rock mit Zwanzigern ausgenäht. Wie wird das alles enden?" Man ist besorgt um den in Kroatien weilenden Grafen, denn im Gebiet von Bleiburg wird unbehaglich.
In Lippitzbach erschienen am 28. März Bauern. Sie wollten den Grafen sprechen und sich über ungebührliche Geldforderungen des Pflegers Naredi beschweren. Baildon will verlässliche Leute mit Gewehren bewaffnen, welch letztere ihm Scheließnigg samt Bajonetten aus Ferlach zusagt. Im Jänner 1849 wurde ein einfacher Buddelofen in einen Gasofen umgewandelt, der sehr gut ging. Dieser Gasofen war vermutlich eine Erfindung Baildons, womit die Idee der Gasverbrennung unter Zutritt erwärmter Luft hier zum ersten Mal praktisch durchgeführt wurde. Aus Buddeleisen wurde dann Blech in verschiedenen Nummern, aber nicht die Feinen, erzeugt.
Im März befürchtet man, dass böswillige Bauern die gräflichen Wälder in Brand stecken, aufgeregt infloge Misshandlungen eines der ihren durch gräfliche Jäger unter der Beschuldigung, aus dem Eggerschen Wald Holz geschlagen zu haben. Nur mit Mühe wurden die Leute beruhigt. Im Dezember trat wegen Arbeitermangel eine zeitweilige Einstellung des Walzwerkes ein. Nun fehlen leider die Briefschaften der nächsten Jahre. In dieser Zeit werden Vorbereitungen zum Bau der Noth- burgahütte in Freudenau getroffen. Vermutlich wollte man sich von den so oft mangelhaften Liefer- ungen fremder Werke unabhängig machen. Die neue Hütte, zu Ehren der Gemahlin des Grafen Ferdinand, einer geborenen Gräfin Lodron, „Nothburga Hütte " genannt, sollte mit Torfheizung be- trieben werden und wurde unter der Leitung des Oberverwesers Ferdinand Vigeter 1854 eröffnet. Lippitzbach erhielt 1856 statt des bisherigen Wasserrades eine Dampfmaschine von 60 Pferdestärken für das Grob,- und Fein-Streckwerk.
Für das Frischwerk wurden jetzt eingeschulte Arbeiter aus Westfalen eingestellt und auch Puddler von dort gesucht. Anlässlich einer Cholera,- und Typhus Gefahr bewilligte der Graf Zuweisungen von Fleisch und Rotwein an die Arbeiter und auch Geldzulagen, da einige dieser bloß 24 bis 34 Kreuzer Tageslohn hatten. Baildon wollte ein Patent für seinen Gasofen anmelden, was der Graf aber nicht zuließ, da er dem Ministerium angeblich jederzeit Zutritt in sein Werk zugesagt hatte und daher eine Ofenkonstruktion nicht geheim halten konnte. Auf der Ausstellung dieses Jahres in Paris erhielt Scheließnigg die silberne Medaille und Baildon die der dritten Klasse. Nach einem Schreiben an Scheließnigg vom 19. Mai 1857 wurde Baildon vom Grafen gekündigt, ohne dass der Anlass angegeben ist.
Baildon war dann von 1858 bis 1863 Direktor in Prävali, darauf Oberverweser beim Mayerschen Puddel,- und Walzwerk in Donawitz bis zu seinem im Jahre 1873 erfolgten Tode. Baildons Nachfolger in Lippitzbach war Max Römer, ein geborener Schwabe, über welchen persönliche Nachrichten nicht zu finden sind. Er schrieb Aufsätze in Fachblättern über Eisenwesen und war bemüht, Einsparungen durch Einschränkung des Personals, Änderung der Arbeitseinteilung und Abstellung von Missbräuchen zu erzielen. Er strebte das Calo des Puddelofens unter 7 Prozent herabzusetzen und schlug die Umwandlung des Holzschweißofens in einen für Steinkohle und den Umbau des schadhaften Blechwerkes vor.
Am 27. Dezember 1860 starb Graf Ferdinand Egger nach längerer Krankheit. Er wurde in der Kapelle in Lippitzbach beigesetzt. 1861 wird der Bau eines neuen nach Plänen des Ingenieurs Rolandson in Maria Zell mit einem Voranschlag von 25.000,- Gulden beschlossen. Seine Betriebsetzung 1862 stieß anfangs auf Widerstand und Stützigkeit der Arbeiter. Am Schweißofen musste Verwalter Römer gelegentlich selbst Hand anlegen, da niemand die Arbeit mit Kohle verstand. Es gelang ihm, eine gute Zustellung zu finden, die eine Verwendung von Wind unnötig machte. 1863 bemühte man sich um die Beseitigung des Kesselsteines in der Dampfanlage. Römer warnte vor dem Eindringen in den Wiener Markt, da man kaum die vorhand- enen Freunde zufrieden stellen könne. Lippitzbach wurde aber aus Ungarn und Kroatien ganz verdrängt. Die Berichte Römers während der letzten Jahre beziehen sich auch auf den ihm unterstellten Kohlenbergbau in Oberloibach. Hiermit schließen die Akten des Ehrenegger Archives über Lippitzbach.
Es sei noch erwähnt, dass Inspektor Scheließnigg am 14. Dezember 1866 starb. Er war ein Bauernsohn, geboren am 25. Juli 1790 auf der Schwarzhube zu Unterloibach bei Bleiburg, studierte an der Universität zu Graz Rechtskunde und übte längere Zeit die Gerichts- und Pflegepraxis aus. Es gelang ihm, ein hervorragender Fachmann im Eisenhüttenwesen zu werden, wie seine hier geschilderte Tätigkeit und seine zahlreichen Abhandlungen bezeugen. Sein Nachfolger als Inspektor war Karl Ritter von Hillinger bis zur Einstellung der Werke. Das letzte Aktenstück des Archives bringt die Bekanntmachung von dessen Eintritt in den Ruhestand 1894.
Am 8. April 1884 starb GRÄFIN NOTHBURGA EGGER. Dazu verfasste Unterlehrer Josef Sorgo in der Schulchronik der ehemaligen Volksschule in Lippitzbach folgenden Bericht: Am 8. April um viertel 1 Uhr nachmittags brachte ein Telegramm die traurige Nachricht, dass am selben Tag um 9 Uhr vormittags zu Meran die hochgeborene Gräfin Nothburga von Egger geborene Gräfin zu Lodron- Laterano, auf ihrer Villa Quinta in Obermais im 94. Lebensjahre sanft entschlummert ist. Die schnell verbreitete Kunde rief allgemeine Trauer hervor. Auf allen ihren Schlössern, Gewerken und Ruinen zu Weisenegg, Griffen und Haimburg wurden schwarze Flaggen gehisst. In den benachbarten Kirchen wurde drei Tage lang beinahe ununter- brochen geläutet. Donnerstag, den 10. April, wurde dieselbe von Meran nach Klagenfurt und von dort von der Leichen- Beerdigungsanstalt Concadia der Firma Magometschnig mittels des Glastrauerwagens, bespannt mit 4 Rappen und begleitet von 6 Trabanten, mehreren Herrschaften nach Lippitzbach überführt.
Um 6 Uhr abends langte der Trauerzug beim Skoffkreuz in Obermitterdorf an, wo eine große Menschenmenge denselben erwartete. Nachdem dort die Einsegnung von Herrn Pfarrer Kikel zu Ruden in Gegenwart von 3 Priestern Abschied genommen wurde, be- wegte sich der Zug langsam gegen Lippitzbach. Voran die Schuljugend von Ruden, dann jene von Lippitzbach, dann die Geistlichkeit und dann der Trauerwagen. Diesem folgten die Herren Beamten, die Arbeiter und eine kaum übersehbare Volksmenge, alle mit brennenden Wachskerzen. Der Sarg wurde vom Platze gehoben und in das Mausoleum überbracht, welches schön mit Palmen dekoriert war.
Sehr viele prachtvolle Kränze mit Bändern z.B. von Beamten, der Stadt Klagenfurt, Baron von Helldorff (als Neffen), Völkermarkt, der Schützenverein etc. schmücken den prachtvollen Sarg. Derselbe wurde dort bis 12. April gelassen und von Trabanten bewacht. Am Samstag um halb 11 Uhr vormittags fand die Beisetzung, vorgenommen von 6 Geistlichen, statt. Hohe Herrschaften, also der Flügeladjutant seiner Majestät Herr Graf Christallnik, Baron Schön, k. u. k. Regierungsrat Julius Edler von Webenau, Ritter Ureschitz, k. u. k. Oberster Güterinspektor Karl Hillinger, Ritter von Traun usw., fanden sich ein und unter einer sehr großen Menschenmenge wurden die irdischen Reste eingesegnet und dann in die Gruft zur ewigen Ruhe getragen. Am 15., 16., und 17. April wurden hier Seelenmessen gelesen und Arme beteilt.
Nach dem Tode der hochbetagten Gräfin Nothburga Egger 1884 ging der Besitz an ihre Neffen, die Freiherrn von Helldorff, über, welche das alte Eisenwerk 1894 aufließen. Auch Lippitzbach wurde ein Opfer des über Kärntens Eisenindustrie hereinbrechenden Geschickes. Wegen der durch die aufkommende Konkurrenz und infolge Brennstoffmangels, immer schwieriger werdender Lage der Kärntner Eisenindustrie wurde das Werk im Jahre 1894 stillgelegt. Das Industrieareal war nun bis zum Jahre 1938 im Besitz der Freiherrn von Helldorff, die in Lippitzbach ein Sägewerk betrieben. Dann ging es an die Österreichische Realitäten AG über, von der es 1940 die Baufirma Universale erwarb. 1942 kaufte der Unternehmer Otto Rzehak das Areal und betrieb im westlich an das Schloss angebauten Gebäude eine Baumwoll und Leinenweberei. Heute ist das Anwesen im Besitz der "Eigentümergemeinschaft - Rzehak - Lippitzbach". Die GRABKAPELLE LIPPITZBACH wurde im Jahre 1864 durch den Münchner Architekten J.G. Berlinger für Ferdinand Graf Egger und seine Gattin Nothburga, geborene Gräfin Lodron- Laterano errichtet. Restauriert in den Jahren 1989 bis 1998.
Gräfin Nothburga erteilte Anfang der 60er- Jahre des 19. Jahrhunderts den Auftrag zur Errichtung dieser Grablege für ihren 1860 verstorbenen Gatten, die schließlich am 5. September 1867 durch den Fürstbischof von Gurk, Valentin Wiery, eingeweiht wurde. Anmerkung zur Altarreliquie, laut Auskunft der Diezöse Gurk. Ich Valentinus Erzbischof von Gurk habe die Kapelle und diesen Altar zu Ehren von unserem heiligen Retter Jesus Christus und die Reliquien der heiligen Märtyrer BONUS und INNOCENTIA (der GUTE und die UNSCHULDIGE) geweiht und in diesen Altar eingeschlossen habe, und ich den einzelnen gläubigen Christen, die von heute an ein Jahr lang und am Jahrestag dieser Weihung diese Kapelle selbst besuchen aus wahrer Nächstenliebe nach den namalen Regeln der Kirche 40 Tage Ablass erlassen.
Seit dem Abschluss der Restaurierungsarbeiten im Jahre 1998 findet nun alljährlich der Lippitzbacher Kirchtag, jeweils am Wochenende vor dem Bleiburger Wiesenmarkt statt. Der Bleiburger Wiesenmarkt das größte und älteste Volksfest des Kärntner Unterlandes wird seit dem Jahre 1393 abgehalten. Dieser Markt wurde bald zum größten Viehmarkt Unterkärntens und Händler wie auch Käufer aus Kärnten, der Steiermark, Krain und sogar Italien kamen zu diesem für die Wirtschaft im Bleiburger Raum so bedeutsamen Markt. Bis ins Jahr 1842 wurde der Wiesenmarkt ununterbrochen jeweils am 15. August abgehalten.
Doch am 22. Juli 1842 erfüllt Kaiser Ferdinand I. einen langersehnten Bürgerwunsch und verlegte den Wiesen- markt auf den Montag zu oder nach EGYD (1. September), so wird seit damals der Bleiburger Wiesenmarkt immer Anfang September abgehalten. So ist es durchaus verständlich das die Gemeinde Bleiburg, sowie weitere Gemeinden des Kärntner Unterlandes, aber auch die Graf Eggersche Gewerkschaft großes Interesse daran hatten, dass die damals bestehende Seilüberfuhr über die Drau durch eine stabile Brücke ersetzt wird.
Schon zum Zeitpunkt der Eröffnung der Bahnstrecke Klagenfurt - Bleiburg - Marburg am 31. Mai 1863 lag ein Projekt " Anlage der Straße von der Rinkenberger Ebene bis zum rechten Drauufer " vor. Das Projekt war von Johann Jakel, k. k. Baueleve in Völkermarkt, erstellt worden und enthielt neben der Straßenumlegung auch die Erbauung einer hölzernen Brücke über die Drau. Schon vor der Eröffnung der Bahnstrecke suchte insbesondere das Walzwerk Lippitzbach eine fixe Verkehrsverbindung zur Bahnstation Bleiburg und somit zum Schienennetz der gesamten Monarchie. Der Transport der Waren mit der bestehenden Seilüberfuhr ans rechte Drauufer war sehr unsicher und oft konnte die Fähre wochen- lang wegen Hochwasser oder Eisstoß nicht verkehren. So blieb dann nur der Umweg über die Völkermarkter Draubrücke zur Bahnstation Kühnsdorf.
Die "Nothburga Gräfin v. Eggersche Güter -und -Werker-Inspektion" beantragte daher gemäß dem Projekt von Johann Jakel die Herstellung der notwendigen Baumaßnahmen aus dem Landesfond. Der kärntnerische Landesausschuß erklärte sich in der 152. Sitzung am 22. Feber 1864 bereit, die Übernahme der Hälfte der Herstellungskosten der Straßenumlegung beim Landtag zu beantragen, wenn die andere Hälfte durch Konkurrenzbeiträge gesichert wäre. Die Verhandlungen betreffs der Lippitzbacher Straßenumlegung am rechtsseitigen Drau- Rain dauerten bis zum Jahre 1868 an, als endlich der Landtag am 19. September 1868 beschloss, dass die halben Kosten der auf 10.000 Gulden geschätzten Auslagen, gemäß dem Projekt vom 5. 12. 1867 (nur mehr die Straßenerrichtung), bis zu einem Maxi- malbetrag von 5000 fl. vom Landesfonds übernommen werden sollten.
Die Ausführung der Straßenumlegung wurde der Gewerkschaft Lippitzbach übertragen, wobei der Landesausschuß eine Oberaufsicht stellen sollte .Der Bauvertrag mit der Graf Eggerschen Gewerkschaft wurde am 20. Feber 1870 abgeschlossen. Nach der Kollaudierung der neuen Straße über den Drau- Rain bei Lippitzbach am 17. November 1870 verschwand die Möglichkeit der Errichtung einer Draubrücke für viele Jahre wieder in der Versenkung. Ein bedeutungsvoller Impuls für die "Aufbauung einer stabilen Brücke über die Drau bei Lippitzbach" wurde durch die Petition Der Stadtgemeinde- Vorstehung Bleiburg vom 30.10.1890 an den Kärntner Landtag gesetzt. Diese Petition wurde von 11 weiteren Ortsgemeinden unterschrieben und mit einer Liste der Verkehrsunter- brechungen der Seilüberfuhr bei Lippitzbach und des Frachtaufkommens am Bahn- hof Bleiburg ergänzt. Die wesentlichen Gründe, auf die in dieser Petition hingewiesen wurde, waren die oftmalige Unterbrechung der Seilüberfuhr bei Hochwasser und starkem Eisgange der Drau.
Nach den beigelegten Aufzeichnungen seit dem Jahre 1877 war der Verkehr von den Gebieten nördlich der Drau mit dem Bahnhof in Bleiburg eineinhalb bis zwei Monate im Jahr unterbrochen. Außerdem war die Seilüberfuhr von der Abenddämmerung bis 5 - 6 Uhr Früh gesperrt. Als aktuelles Beispiel wird angeführt, dass am 1. September 1890 gelegentlich des großen Wiesenmarktes in Bleiburg viele Viehtreiber wegen Unpassierbarkeit der Schiffsbrücke den Markt nicht besuchen konnten. Über Antrag des Abgeordneten der Städte Bleiburg und Völkermarkt und des Marktes Eisenkappel, Jakob Plawetz, beschloss der kärntnerische Landtag in der Sitzung am 17. 11. 1890, ein Projekt für den Bau einer stabilen Draubrücke bei Lippitzbach anfertigen zu lassen.
Das vom Zivilingenieur Josef Clementschitsch verfasste Projekt wurde am 6. 4. 1892 vom Landtag zur Ausführung beschlossen, wenn die Kosten von 70.000 fl. zur Hälfte durch Beiträge der Gemeinden aufgebracht würden. Nach Abschluss der sogenannten Konkurrenzverhandlungen wurde das Gesetz betreffend die Herstellung einer Brücke über die Drau bei Lippitzbach am 23. 1. 1894 vom Landtag beschlossen und nach Unterzeichnung durch Kaiser Franz JOSEPH am 30. 5. 1894 in Wien im Landes- gesetz- Verordnungsblatt für das Herzog- tum Kärnten am 15. 6. 1894 mit der Nr. 15/1894 ausgegeben und versendet. Bereits der Beschluss des Landtages führte zu volksfestähnlichen Freudenkundgebungen in den betroffenen Gemeinden. Es folgten nun die Wasserrechtlichen Ver- handlungen , der Bewilligungsbescheid der k. k. Bezikshauptmannschaft wurde am 21. 11. 1894 an den Landesausschuß ver- sendet, wo er am 27. 11. 1894 unter Zl.11.471 einlangte. Da seit der Vorlage der Petition der Stadt- gemeinde Bleiburg bereits mehr als 4 Jahre vergangen waren und im Landesgesetz der Bau der Draubrücke für 1894 und 1895 vorgesehen war, machte der Abgeordnete Plawetz in der Landttagssitzung am 8. 1. 1895 den Landesausschuß für die Verzögerungen verantwortlich, worauf es zu einem Streitgespräch mit dem Abg. Hintergruber kam.
Dieser Vorfall im Landtag hatte zur Folge, dass der Landesausschuß bereits im Feber 1895 die Baumeisterarbeiten zur Ausschreibung brachte. Den Zuschlag erhielt Baumeister Valentin Urbani aus Wolfsberg- St.Paul, weiters übertrug der Landesausschuß die Bauleitung dem Landesingenieur Rudolf Zemanek. Wichtig Fragen während des Baues sind im Einvernehmen mit dem Amtsvorstande Oberingenieur Anton Hiebaum zu klären. Gleichzeitig wurde die Bauausführung und Überwachung an Ort und Stelle dem dienstältesten Bauadjunkt Rudolf Kubik übertragen. Mit den Bauarbeiten konnte im April 1895 begonnen werden. Die Firma Ignatz Grindl Brückenbauanstalt aus Wien erhielt bei leichtester Konstruktion und billigstem Eisenpreise am 12. 11. 1895 den Auftrag. Den Auftrag für die Holzbedielung erhielt die Zimmermeisterei Strasser aus Völkermarkt.
Die Bauarbeiten gingen nun zügig voran und wurden im Dezember 1895 eingestellt, im März 1896 wurde der Baubetrieb wieder aufgenommen und ohne Unterbrechung bis zur Vollendung der Brücke fortgeführt. Nach Vollendung des Unterbaues wurde am 27. Juli 1896 mit der Montierung der Eisenkonstruktion begonnen und dieselbe an beiden Öffnungen am 28. August 1896 vollendet. Die Belastungsprobe und Kollaudierung fand vom 1. bis 3. Oktober unter der Leitung des Oberingenieurs A. Hiebaum statt. Die Eröffnung der Brücke und deren Freigebung für den öffentlichen Verkehr fand am 11. Oktober 1896 durch den Herrn Landeshauptmann Stellvertreter Karl Ritter v. Hillinger in Gegenwart des Herrn k. k. Landespräsidenten Freiherrn von Schmidt- Zabierow, dann der beim Bau beschäftigten Unternehmen und einer großen Volksmenge statt.
Für die Gewerkschaft Lippitzbach, welche bereits 1863 die Errichtung einer Brücke betrieben hatte, kam die Eröffnung wegen der bereits erfolgten Schließung des Walzwerkes allerdings zu spät. Die solide gebaute Brücke trotzte in den folgenden Jahren den Naturgewalten der Drau und überstand auch die Katastrophenhochwasser im Jahre 1903 unversehrt. Was jedoch den Naturgewalten nicht gelang, schaffte der Mensch. Am Höhepunkt des Kärntner Abwehrkampfes brach an der gesamten Frontlinie zwischen Rosenbach und Lavamünd am 29. 4. 1919 eine südslawische Offensive los . Nach ersten Erfolgen der Jugoslawen gingen die Kärntner Abwehrkämpfer zum Gegenangriff über. Nach Rückeroberung der Stadt Völkermarkt am 2. 5. 1919 wurde die Befreiung der besetzten Gebiete in Angriff genommen. Um den Kärntner Truppen den Übergang über die Drau zu erschweren, wurde unter anderem auch die Draubrücke am 3. 5. 1919 zerstört. Nach einer kurzen Kampfpause gingen die Jugoslawen am 28. 5. 1919 zum Gegenangriff über. Um den mit riesiger Übermacht herandrängenden Jugoslawen den Drauübergang zu erschweren, wurde von den Kärntnern über militärischen Befehl am 29. 5. 1919 die vollständige Sprengung des rechten Brückenfeldes vollzogen. Damit wurde der nach der ersten Sprengung provisorisch errichtete Übergang restlos zerstört.
Die Sprengung der Draubrücke war jedoch umsonst und konnte die Angreifer nur kurz aufhalten. Denn bereits am 6. 6. 1919 wurde die Landeshauptstadt KLAGENFURT besetzt. Noch im Jahre 1919 wurde in Lippitzbach wieder eine Seilüberfuhr über die Drau eingerichtet. Erst nach der Volksabstimmung am 10. 10. 1920 konnte an die Neuerrichtung der Brücke gedacht werden. Von der Landesregierung wurde daher die Neuherstellung der Eisenkonstruktion beschlossen und die Arbeiten wie 1896 an die Brückenbaufirma Grindl in Wien vergeben. Die Errichtung der Montagebrücke wurde unter Mithilfe des Militärs im Feber 1922 begonnen.
Wegen Verzögerung der Eisenlieferungen und wegen der im Herbst 1922 eingetretenen valutarischen Veränderungen konnte die Montage erst im Mai- Juni 1923 erfolgen. Das Holz für die Bedielung lieferte das Ferdinand Helldorff`sche Forst und Rentamt. Am 22. 7. 1922 konnte die wiederhergestellte Lippitzbacher Draubrücke feierlich eröffnet werden. Die Kosten für die Tragwerkserrichtung betrugen 1368 Millionen Kronen, wobei von den Gemeinden keine Beitragsleistung verlangt wurde, da die Sprengung der Brücke im höheren strategischen Interesse erfolgte. Nach der Wiederherstellung der Brücke folgten einige Jahre relativer Ruhe, welche nur durch Aktivitäten der Hydrographischen Landesabteilung unterbrochen wurden (Pegelstelle Nr. 71 - Lippitzbach).
Zur Messung der abfließenden Wassermenge der Drau insbesondere bei Hochwasser war die Engstelle bei Lippitzbach ideal geeignet, so dass bereits 1895 ein Lattenbegel oberhalb der Brücke am linken Ufer an einer alten Gebäudemauer bei der ehemaligen Seil - Überfuhr montiert worden war. Seit März 1901 war auch ein Schreibpegel am linken Ufer unterhalb der Brücke in Betrieb. Am 29. 1. 1926 wurde am Mittelpfeiler der Brücke ein Holzpegel angebracht, welcher am 19. 2. 1934 durch einen Eisenpegel ersetzt wurde. Die bei Lippitzbach gemessenen Abflußwerte der Drau waren insbesondere Projektierungsunterlage für das Draukraftwerk Pirkschmied (später umbenannt in KW Schwabeck). Der Bau dieses Kraftwerkes sollte wieder Bewegung in die Brücke bringen. Die Alpen - Elektrowerke A.G. erhielt am 20.6.1939 vom Ministerium für Landwirtschaft die wasserrechtliche Bewilligung zur Errichtung des Kraftwerkes Pirkschmied, wobei jedoch wegen der Lage der Lippitzbachbrücke im Stauraum einige Auflagen im Bescheid vorgeschrieben wurden.
In den Auflagenpunkten war insbesondere die Hebung der Brücke um 2 m und der Zufahrtsrampen samt allen erforderlichen Uferschutzbauten enthalten. Weiters musste für den "kleinen Verkehr" eine mautfreie Drauüberfuhr eingerichtet werden. Mit dem Bau des Kraftwerkes wurde im Mai 1939 begonnen. Das Projekt Hebung der Brücke wurde am 2. 8. 1940 vom Reichsstadthalter genehmigt. Wegen des Krieges und der damit verbundenen Geheimhaltung ist in den Zeitungen keine Berichterstattung über die Brückenhebung enthalten.
Lediglich im "Kärntner Grenzruf" Nr. 238/1940 vom 27. 8. 1940 wurde eine Bekanntmachung des Landesrates des Kreises Völkermarkt veröffentlicht, wonach die Lippitzbacher Draubrücke in der Zeit vom 26. 8. bis 2. 10. 1940 für den gesamten Verkehr gesperrt werden sollte. Genau in diesem Zeitpunkt wurde die Hebung der Brücke von der Fa. Waagner - Biro/Wien/Graz und der Baufirma Glawar/Bleiburg durchgeführt. Die Bauabnahme erfolgte am 19. 9. 1940. Bereits am 24. 10. 1942 konnte der Teilbetrieb (mit einer Maschine) des K.W. Schwabeck aufgenommen werden. Da nunmehr der Wasserspiegel der Drau bei Lippitzbach durch den Kraftwerksbau beeinflusst wurde, war die Erhaltung der Pegelstelle Lippitzbach nicht mehr sinnvoll. Die Auflassung des Pegels erfolgte am 17. 10. 1942. Durch die Brückenhebung und die damit verbundene Straßenverlegung mussten das Gasthaus Lippitzbach (Natek) und die Kegelbahn abgetragen werden.
Eine Wasserspiegelberechnung im Jahre 1955 ergab, dass bei einem Katastrophenhochwasser von 3500 m³ /sek. die Brücke um 2,20 m überflutet worden wäre. Dieser Umstand machte die Hebung der Brücke um weitere 4,0 m notwendig. Gemäß dem Projekt der Österreichischen Draukraftwerke AG. vom 29. 5. 1957 wurde vom Amt der Kärntner Landesregierung am 27. 9. 1957 die Hebung der Brücke um 4,0 m mit den notwendigen Verlegungen der Anschlußrampen wasserrechtlich bewilligt. Die notwendigen Bauarbeiten wurden von der Landesstraßenverwaltung auf Kosten der ÖDK durchgeführt.
Die Hebung der Tragwerke wurde Ende Jänner - Anfang Feber 1959 von der VOEST AG. Linz vorgenommen. Bei der Aufmauerung des Strompfeilers und der Errichtung der Zufahrtsrampen war die Baufirma Hans Primig/Griffen beschäftigt. Während der Hebungsarbeiten (die bisher größte Brückenhebung Österreichs) war wieder für Fußgänger, Radfahrer und Motorradfahrer ein Fährbetrieb eingerichtet. Der offizielle Abschluss der Bauarbeiten war am 8. August 1958. Wie sich später herausstellte, war die zweite Hebung der Brücke gerade noch rechtzeitig veranlasst worden, denn sonst wären die Hochwässer der Jahre 1965 und 1966 der Lippitzbacher Draubrücke bestimmt zum Verhängnis geworden.
Seit der zweiten Brückenhebung wurden von der Landesstraßenverwaltung die jeweils notwendigen Sanierungsarbeiten durchgeführt, ehe 1994 eine Generalsanierung der Tragwerke und Widerlager vorgenommen wurde. So wie 1863 der berechtigte Wunsch nach einer sicheren Verbindung der Ortsgemeinden nördlich der Drau mit der Bahnstation in Bleiburg bestand, wurde heute eine leistungsfähige Verbindung des Raumes Bleiburg mit der Autobahnanschlußstelle Griffen in umgekehrter Richtung gefordert. Am 11. Dezember 2005 konnte mit der Eröffnung der neuen Draubrücke bei Lippitzbach ein jahrzehntelanger Wunsch der Bevölkerung des Bleiburger Raumes nach einer zeitgemäßen Verkehrsverbindung in Richtung Norden erfüllt werden.
Das weithin bekannte Volkslied "Lippitzbach is ka Tol, is lei a Grobn, is a scheans Diandle drin, Schneid muas ma hobn" entstand in der Zeit als das Werk Lippitzbach in voller Blüte stand. Schulleiter Sorgo traf sich da wohl des Öfteren mit seinen Freunden im Gasthaus Lippitzbach um einige Stunden mit der ach so schönen Kellnerin zu verbringen. Bei einem dieser Besuche sollte nach Erzählungen zufolge dieses schöne Volkslied entstanden sein. Heute leben in dem kleinen unscheinbaren Ort in dem die Familie Pospischil eine gut florierende Fischzucht betreibt noch etwa 22 Personen. Das Gasthaus Rupitz ist bekannt für seine Fischspezialitäten und Treffpunkt für die Mitglieder des örtlichen Fischervereines. Möge dieser geschichtsträchtige Ort noch lange für die Nachwelt erhalten bleiben!
Literaturangabe
(1) Bildmaterial von Tschebular Franz und Fam. Jakab Josef
(2) Textauszüge aus dem Buch "Geschichte des Kärntner Bergbaues III" , H. Wießner S 117 - 130.
(3) Festschrift zum 100 - Jahr - Jubiläum der Draubrücke Lippitzbach 1996, S 11 - 39 von Dipl. Ing. Helmut Steiger.
(4) Schulchronik der VS. Lippitzbach